AUFKLÄRUNG & PRÄVENTION
Wer unter Tinnitus, Hyperakusis, Hörverlust und Co. leidet, weiß, wie belastend Hörbeeinträchtigungen sein können. Um vermeidbare Schädigungen zu verhindern, setzt die Stiftung Tinnitus und Hören Charité auf Aufklärungs- und Präventionsarbeit. Mit verschiedenen Projekten sprechen wir ein breites Publikum an: von Kindern im Kindergartenalter bis hin zu älteren Menschen.
„Affe Kim und die laute Hörschnecke“ – ein illustriertes Bilderbuch mit kreativen Lernspielen zum Hören, Staunen und Begreifen
Millionen Kinder und Jugendliche setzen ihr Gehör kontinuierlich starken Geräuschbelastungen aus. Aber vielen ist gar nicht bewusst, dass sie ihr Gehör durch Stress, Lärm und das Hören überlauter Musik langfristig und irreversibel schädigen. Nur so ist es zu erklären, dass insbesondere die Zahl der jungen Menschen, die an Hörstörungen und Tinnitus leiden, kontinuierlich wächst.
Aus diesem Grund bildet die Entwicklung von Lernmaterialien für Kitas einen Schwerpunkt unserer Präventionsarbeit.
Einsatzbereich Kindergarten
Mit unserem Bilderbuch „Affe Kim und die laute Hörschnecke“ für Kitas entdecken Kinder spielerisch ihren Hörsinn, lernen im Dialog miteinander, wie Hören funktioniert, wie empfindlich das eigene Gehör ist, wie Tinnitus und Hörverlust klingen und wann ein Arztbesuch wichtig ist. Sie erfahren auch, wie wichtig ein regelmäßiger Hörtest ist, damit Tinnitus gar nicht erst entsteht.
Zur Vorbereitung und Sensibilisierung werden die Kinder, die Erzieher:innen und die Eltern in getrennten Befragungen über die eigene Hörfähigkeit und die der Kinder sowie die Lärmbelästigung vor Ort befragt.
Das Lernbilderbuch kann im Rahmen einer Projektwoche zum Einsatz kommen.
Sie arbeiten in einer Kindertagesstätte und interessieren sich für das Kinderbuchprojekt? Das Buch ist ab 1.10.2023 bestellbar über info@stiftung-tinnitus-und-hoeren-charite.org.
Im Frühjahr 2023 konnten die ersten Prototypen der Lernbilderbücher dank einer Spende der Berliner Volksbank produziert und in einigen Berliner Kitas im Rahmen von Projektwochen zum Einsatz kommen. Wenn auch Sie die Weiterentwicklung dieses Projekts unterstützen möchten, können Sie hier für unser Präventionsprojekt spenden.
„Ich höre was, was Du nicht hörst: Tinnitus. Schütze Deine Ohren“
Studien gehen davon aus, dass bereits 18 Prozent der jungen Menschen von Tinnitus oder anderen Hörstörungen betroffen sind. Hier entsteht ein gesundheitliches Megaproblem mit all seinen negativen Folgen sowohl für die Betroffenen und ihre Lebensqualität als auch für die Gesamtgesellschaft, die das Gesundheitssystem finanziert.
Eine Präventionskampagne ohne erhobenen Zeigefinger von Jugendlichen für Jugendliche!
Tinnitus, einmal chronisch geworden, oder ein schwerer Hörverlust sind nicht heilbar, der Entstehung kann einzig und allein durch Prävention vorgebeugt werden. Deshalb hat die Stiftung bereits 2012 die Präventionskampagne „Ich höre was, was Du nicht hörst: Tinnitus. Schütze Deine Ohren“ entwickelt: Unterstützt von 70 engagierten Freiwilligen leistete sie bis 2018 aktive Aufklärungsarbeit unmittelbar in der Gefährdungssituation: auf großen Musikfestivals sowie bei Kultur- und Sportevents.
Unsere Beobachtung ist: Sehr viele der dort erreichten jungen Menschen (insgesamt in den Festivalsaisons 2012 – 2018: 64.000) waren oft gar nicht oder nur unzureichend über den Zusammenhang zwischen Hörfähigkeit und Lärmbelastung informiert. Deshalb sieht die Deutsche Stiftung Tinnitus und Hören Charité dringenden Bedarf, so früh wie möglich dieses spezielle Gesundheitsrisiko für Kinder und Jugendliche zu thematisieren und konzentriert sich in der Präventionsarbeit seit 2019 auf die Entwicklung von Bildungsprogrammen für Kitas und Schulen.
Unsere Aufklärungsangebot zum Zusammenhang zwischen Tinnitus und Stress: Ohrgesundheit am Arbeitsplatz
Viele klinische Studien belegen einen direkten Zusammenhang zwischen Stress und Tinnitus. Stressfaktoren können individuell als Herausforderung, als Beeinträchtigung oder sogar als persönliches Desaster wahrgenommen werden. Sind Menschen kontinuierlich Stresssituationen ausgesetzt, weil zum Beispiel die Anforderungen und der Druck bei der Arbeit zu groß werden, kann dies nicht nur negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben, sondern auch Störungen der Hörfunktion wie zum Beispiel Tinnitus verursachen. Dieser kann die Lebensqualität der Betroffenen häufig stark belasten.
Die psychischen Folgen sind erheblich: Sinkende Leistungsfähigkeit und Kreativität sowie weniger Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen.
Hinzu kommen fatale wirtschaftliche Folgen: Die durchschnittlichen sozioökonomischen Kosten pro Tinnitus-Patient:in in Deutschland betragen 4.798,91 Euro pro Jahr. Bei einer Prävalenz von 5,5 % entspricht dies 21,9 Milliarden Euro pro Jahr.
Dieser Entwicklung möchten wir etwas entgegensetzen: Kontinuierliche Aufklärung, damit Ohrgesundheit auch am Arbeitsplatz zum Thema wird.
Sie möchten uns bei unserer Präventions- und Aufklärungsarbeit unterstützen? Dann können Sie hier spenden.
Quelle:
Konstantin Tziridis, Jana Friedrich, Petra Brüeggemann, Birgit Mazurek, Holger Schulze: „Estimation of Tinnitus-Related Socioeconomic Costs in Germany“, in: Int. J. Environ. Res. Public Health 2022, 19(16), 10455; August 2022, siehe: https://doi.org/10.3390/ijerph191610455
Education-Programm „Tinnitus, soziale Isolation & Demenz“
Menschen, die längere Zeit sozial isoliert leben, haben ein deutlich höheres Demenzrisiko – das zeigt eine Langzeitstudie, die im Fachmagazin „Neurology“ erschienen ist. Demnach führt Kontaktmangel langfristig zu einer Veränderung des Gehirns und erhöht die Gefahr, an Demenz zu erkranken um rund 26 Prozent!
Insbesondere ältere Menschen sind von sozialer Isolation betroffen, denn sie leiden häufig an Altersschwerhörigkeit und/oder Tinnitus, das Zuhören und Mitreden fällt ihnen dadurch zunehmend schwerer. In der Folge ziehen sie sich immer mehr zurück.
Unser Informationsangebot für Betroffene und ihre pflegenden Angehörigen
Die Deutsche Stiftung Tinnitus und Hören Charité entwickelt derzeit das Education-Programm „Tinnitus & Demenz“. Durch gezielte Information, Erklärvideos und Beratungsangebote möchten wir uns dafür einsetzen, Betroffene darin zu bestärken, über ihre Hörbeeinträchtigung zu reden und diese frühzeitig behandeln zu lassen. Wir möchten Sie dafür sensibilisieren, wie wichtig regelmäßige Hörtests sind, wie sinnvoll gegebenenfalls das Tragen von Hörgeräten ist und welche Übungen sich zur Förderung der kognitiven Leistungsfähigkeit eignen. Betroffene und pflegende Angehörige können damit proaktiv sozialer Ausgrenzung und zunehmender Hörbeeinträchtigung entgegenwirken.
Unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende für die Entwicklung des Education-Programms „Tinnitus, soziale Isolation & Demenz“. Vielen Dank!