Leukozyten‐Telomerlänge bei Tinnitus‐Patient:innen: Beziehungen zu Inzidenz, Schweregrad und psychosozialen Faktoren
Tinnitus, die Phantomwahrnehmung von Geräuschen ohne äußere akustische Stimulation, ist eine Erkrankung mit hoher Prävalenz. Sie stellt eine ernsthafte Bedrohung für das psychosoziale Funktionieren und die Lebensqualität der Patient:innen sowie eine sozioökonomische Belastung dar, denn die Erkrankung tendiert zur Chronifizierung und zur Komorbidität mit psychischen Störungen.
Altern stellt einen wesentlichen Risikofaktor für Hörverminderung und auch Tinnitus dar. Neben endogenen und exogenen Ursachen können „physiologische Alterungsprozesse“ zur Abnahme des Hörvermögens führen.
Auch psychosoziale Faktoren spielen eine wichtige Rolle bei der Genese und der Aufrechterhaltung des Tinnitus. Viele Patient:innen nehmen in stressbeladenen Lebensphasen und Situationen, in denen es ihnen psychisch schlecht geht, verstärkt Ohrgeräusche wahr.
Die Pathogenese von Tinnitus ist letztlich nicht vollständig geklärt. Da die
Länge von Telomeren (Nukleoprotein‐Komplexe, die die Chromosomenenden gegen Abbau, Fusion und Rekombination schützen) einen Biomarker für Zellalterung und Stress darstellt, wurden in der Studie folgende Hypothesen untersucht:
- Tinnitus‐Patient:innen mit schwerer Ausprägung (nicht kompensiert) weisen kürzere Telomerlängen auf als Tinnitus‐Patient:innen mit milder Ausprägung (kompensiert).
- Tinnitus‐Patient:innen weisen kürzere Telomerlängen auf als altersentsprechende Kontrollen.
Die Studie wurde unter der Leitung von Michael Walter (Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Pathobiochemie, Charité – Universitätsmedizin Berlin) mit Dr. Birgit Mazurek (Tinnituszentrum, Charité – Universitätsmedizin Berlin) sowie Bruno Neuner (Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin) und Pim van der Harst (Department of Cardiology, University of Groningen, Netherlands) durchgeführt.
Das Projekt wurde von der Stiftung in 2015 gefördert. Link zur Projekt-Summary folgt.
